Einer der ältesten Frauenläufe in Deutschland…
findet im Darmstädter Herrngarten statt. Wie es der Name schon sagt, haben alleine die weiblichen Läuferinnen eine Startberechtigung. „Mann“ kann hier nur zuschauen und dem weiblichen Geschlecht Beifall klatschen, wenn beim Darmstädter Frauenlauf der Herrngarten in Frauenhand ist. Die etwas andere Lauf-Konzeption spricht Frauen und Mädchen aller Altersstufen – und gleich welchem Leistungsvermögen an. Einsteigerinnen wird beim „Fliederlauf“ Mut zu einem Läufchen gemacht und auch Walkerinnen eine Mitmachgelegenheit geboten. Ambitionierte Frauen und Jugendliche messen sich hingegen beim „Maiglöckchenlauf“ über fünf Kilometer auf der schnellen Rundstrecke im idyllischen Park. Beim „Pusteblumenlauf“ haben neben den Mädchen bis 15 Jahren auch die Jungen eine Startberechtigung, dies allerdings nur deshalb, weil es eine Familienwertung gibt.
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LaufReport berichtet über den Darmstädter Frauenlauf:
Novum beim 29. Frauenlauf im Herrngarten
Sylvie und Simone laufen zeitgleich auf Platz eins ins Ziel beim „Maiglöckchenlauf“ und Darmstadts Bürgermeisterin Barabara Akdeniz zeigte sich über die Lauffreude im Herrngarten begeistert und sparte nicht mit Beifall für die fast 100 Läuferinnen
Frauenlauf und Herrngarten – wie passt dies in Darmstadt zusammen? Einmal ist der Herrngarten mit dem angeschlossenen Prinz-Georg-Garten die die „grüne Lunge“ im Herzen der Stadt, von der Innenstadt wie auch beispielsweise vom Johannis- und Martinsviertel, dem Woogsviertel oder der Mathildenhöhe in wenigen Minuten leicht zu erreichen. Dieser größte und älteste Park Darmstadts entstand bereits im 16. Jahrhundert durch die Zusammenführung drei größerer und mehrerer kleinerer Gärten. 1766 veranlasste die Landgräfin Karoline die Umwandlung in einen englischen Park, fünfzig Jahre später öffnete Großherzog Ludewig I. den Herrngarten als „Lustgarten“ für die Bevölkerung und ist seither ein beliebtes Ausflugsziel in direkter Nähe von Residenzschloss, Landesmuseum, Staatsarchiv oder den Gebäuden der Technischen Hochschule
Die grünen ausgedehnten Parkwiesen laden ein zum Picknicken, Lesen, Faulenzen oder – eben zum Laufen ein. Darmstadts Bürgermeisterin und Sportdezernentin Barbara Akdeniz ließ es sich zum wiederholten Male nicht nehmen, die atmosphärische Frauenlauf-Veranstaltung zu besuchen. „Unsere Ämter sind sehr darauf bedacht, den Herrngarten nicht zum Eventgarten werden zu lassen! Das Sport- und Spielfest als größte Breitensportveranstaltung der Stadt und der Frauenlauf sind die einzigen Veranstaltungen, die genehmigt werden!“
Die Organisatoren um Wilfried Raatz sind stolz darauf, nach drei Jahren Zwangspause wieder einen Restart im Herrngarten platzieren zu können. „Auch wenn die Teilnehmerzahlen die der früheren Jahre bei weitem nicht erreichen, sind wir froh, dass wir mit dem Laufangebot für Frauen und Mädchen wieder starten können“. Geblieben ist dabei das Laufangebot für Laufanfänger und Walker ohne Wertung mit lediglich Zeitmessung, für ambitionierte Läuferinnen auf einer zertifizierten 5,0 km-Strecke und einem Schülerlauf, bei dem wegen der angesagten Mutter-Kind-Wertung auch Jungen zu gelassen sind. „Die Öffnung für männliche Läufer ist für uns kein Thema“, gesteht Wilfried Raatz, der seit den Anfängen 1992 (seinerzeit zusammen mit Charlotte Teske) für die Organisation verantwortlich zeichnet. „Auch wenn wir wie früher am Muttertag oder seit wenigen Jahren freitags vor dem Muttertag immer wieder angesprochen wurden, beim Lauf im Herrngarten auch Männer zuzulassen. Wir möchten uns die besondere Atmosphäre beim Frauenlauf erhalten!“
Beim Restart nach zwei Unterbrechungen durch die Corona-Pandemie und der Überschneidung mit der Darmstädter Frühjahrsmesse vor den Toren des Herrngartens musste aber auch kurzfristig die Strecke verändert werden, da wegen der Sanierung des Herrngartenteichs ein Wegstück unpassierbar war. Somit wurde die Runde etwas länger, sodass der eigentlich zertifizierte 5 km-Wettbewerb mit 5.200 m etwas länger ausfiel – was natürlich der „Bestenlisten-Tauglichkeit“ im Prinzip keinen Abbruch tat, alleine die Zeiten sind etwas zu relativieren. Die Kids mussten stattdessen beim Pusteblumenlauf somit knappe 1500 m zurücklegen.
Mit Simone Raatz stellte sich bei der 29. Auflage die aktuelle Vorzeigeläuferin des veranstaltenden ASC Darmstadt mit inzwischen 22 nationalen Masterstiteln und zahlreichen internationalen Erfolgen wiederum dem Start, die nach vier Siegen (zwischen 2013 und 2019) einen fünften hinzufügen wollte. Doch nach der Meldung von Sylvie Müller, die aus der ASC-Trainingsgruppe hervorgegangen ist und inzwischen aber für die MTG Mannheim startet, sollte sich dieses Vorhaben als große Herausforderung herauszustellen. Doch die beiden Leistungssportlerinnen, die satte 25 Lebensjahre trennen, liefen mit einem 3:30er Starttempo (auf den Kilometer bezogen) los – und einigten sich auf ein Women‘s Agreement und „kein Stress“ am Freitagabend, wie es Simone mit einem Augenzwinkern vor dem Mikrofon formulierte. Das Tempo blieb hoch, der Abstand zu den nächsten Verfolgern vergrößerte sich bis auf final zwei Minuten, die beiden Topläuferinnen des 2023er Frauenlaufes kamen nach 18:42 gemeinsam über die Ziellinie.
Somit kann Simone mit fünf Siegen in der Historie des Darmstädter Frauenlaufes geführt werden, Sylvie ist nach zwei „jugendlichen Erfolgen“ auch schon bei drei Siegen angekommen. Ein starkes Rennen lief auf Rang drei Katrin Kollmeyer im Trikot von Spiridon Frankfurt, die die Ziellinie nach 20:46 Minuten überquerte. Und „nur“ Zweite der W45-Kaegorie wurde, denn auch Simone gehört dieser Altersklasse an. Überhaupt zeigte sich diese Altersklasse als absolut dominant im Feld der vierzig Läuferinnen. Unter den Top 10 waren mit zudem Marina Lefort (Vierte), Tanja Zehnder (Siebte) und Nanna Spirgat (Neunte) gleich drei weitere Läuferinnen der W45.
Beachtlich schlug sich die beim Hessischen Leichtathletik-Verband für die Öffentlichkeitsarbeit und das Wettkampfwesen zuständige Nikola Stefaniak als Fünfte und „dies als Sprinterin“, wie sie im Ziel mit einem zufriedenen Lächeln zeigte.
Überhaupt liefen die Masters-Läuferinnen ihren jüngeren Laufkolleginnen den Rang ab, so schaffte die W50-Siegerin Susanne Freytag Platz 12, die W60-Siegerin Angela Giesers Platz 16.
Im Pusteblumenlauf, der nach der Streckenverlegung knappe 1500 m lang war, setzten sich mit Lino Kollmeyer (5:17) und Ibrahim Kanlic (5:38) zwei Jungs durch – ehe mit Emmie Raatz, die erst 8jährige Tochter von Simone und Wilfried Raatz, als schnellstes Mädchen durch den Herrngarten spurtete. Sie gewann in starken 5:53 Minuten vor der zwei Jahre älteren Lisa Edelmann (6:02) und der 9jährigen Luisa Sophie Rettig (6:31).
Damit waren die ersten Ränge bei der beliebten Mutter-Kind-Wertung mit Teilnahme im Maiglöckchenlauf und Pusteblumenlauf vergeben. „Emmie und Mami“ siegten in 25:27 vor den „Kollmeyer’s“ aus Frankfurt (26:03) und Liv und Svenja Widmann (30:46). Mit „Mutter und Kind“ im Maiglöckchenlauf gewannen Kerstin und Christina Munro (57:54). Die Teamwertung im Maiglöckchenlauf holte sich einmal mehr die BSG Merck um die viertplatzierte Marina Lefort.
Eine kompakte Siegerehrung auf dem Karolinenplatz mit attraktiven Preisen der Partner Amanusa Fitness & Beauty, SportHübner Darmstadt sowie der Sparkasse Darmstadt rundete eine gewohnt atmosphärische Veranstaltung ab. Es bleibt zu hoffen, dass es 2024 trotz der geringeren Resonanz auch die 30. Auflage des Darmstädter Frauenlaufes geben wird.
